In den Gedanken der meisten Menschen gehören Windeln quasi zwingend zu einem Baby dazu. Wenn man etwas tiefer geht, gehören sie deshalb zu einem Baby dazu, weil in der allgemeinen Meinung nach Säuglinge mehr oder weniger unkontrolliert "auslaufen". Immer wieder hört man von Fachpersonal, dass Kinder erst im Alter von zwei oder drei Jahren Kontrolle über ihre Schließmuskeln erlangen. Aber ist das so?
In den ersten Wochen setzen Säugling tatsächlich ca. alle 10-20min Urin ab und haben auch in einer recht hohen Frequenz Stuhl. Die Stuhlfrequenz ist in der Regel bei vollgestillten Kindern sogar noch etwas höher, als bei Kindern, die mit Säuglingsnahrung genährt werden. Aber geschieht dies unkontrolliert? Eher nicht. Neugeborene scheiden z.B. sehr verlässlich nach dem Schlafen und beim Stillen oder bei der Flasche aus. Mit der Zeit verschiebt sich das dann ans Ende der Mahlzeit bzw. nach der Mahlzeit.
Kinder haben ein natürliches Gefühl für ihre Ausscheidungen und Kinder kommunizieren das Bedürfnis nach Ausscheidung. Säuglinge möchten nicht ihr Nest oder die Eltern beschmutzen. Werden Kinder abgehalten, erkennt man sehr schnell ein Muster im Ausscheidungsverhalten seines Kindes und schon nach sehr kurzer Zeit, scheidet das Baby dann aus, wenn es am dafür vorgesehenen Platz (z.B. über dem Waschbecken oder beim Abhaltetöpfchen) ist.
Aber, was hat das alles mit Stoffwindeln zu tun? Kinder, die von Geburt an mit Wegwerfwindeln gewickelt werden, haben in der Windel ein trockenes Gefühl. Die chemische Reaktion, die in der Wegwerfwindel stattfindet, wenn der Superabsorber mit Urin in Kontakt kommt, setzt Wärme frei. Es gibt Kinder, die dieses warme Gefühl, als angenehm und somit positiv empfinden.
Dinge, die der Körper nicht benötigt, verfestigen sich nicht bzw. werden zurückgebildet. Wird das natürliche Ausscheidungsbedürfnis des Kindes ignoriert und das Kind hat fortwährend ein trockenes Gefühl in einer Wegwerfwindel, verliert sich das natürliche Ausscheidungsgefühl des Kindes. Dem Kind wird zunächst die Windel antrainiert um sie ihm einige Jahre später wieder abzutrainieren.
Aber wie verhält es sich nun mit dem kindlichen Gefühl für Ausscheidungen und Stoffwindeln? In den Stoffwindeln hat das Baby ein direktes Nässefeedback, es erlebt kein künstlich trockenes Gefühl. Das Nässegefühl meldet dem Gehirn des Kindes zurück, dass etwas passiert, wenn es die Blase loslässt. Das mag ein Grund sein, warum Stoffwindelkinder in der Regel früher trocken werden, als Kinder, die mit Wegwerfwindeln gewickelt werden. Ein Baby mit Stoffwindeln zu wickeln und es parallel dazu abzuhalten, ist eine sehr schöne Möglichkeit mit dem Baby in Beziehung zu gehen, die Bindung zu stärken und dem Baby das angeborene Gefühl für seine Ausscheidungen und sein Körpergefühl zu erhalten.