Kennt ihr das? Bevor ihr Eltern wurdet, hattet ihr ganz genaue Vorstellungen von eurer Elternschaft und davon, wie das Leben mit Baby ablaufen würde und kaum war das Baby da, waren die ach so genauen Vorstellungen dahin.
Bei uns war das defintiv so. Vor der Geburt unserer großen Tochter hatten wir von Freunden gehört, dass eine Trage sinnvoll sein könnte, da die Tochter der Freunde anfangs nur in der Trage geschlafen hatte. Was haben wir die Freunde belächelt und waren uns sicher, dass die Freunde selbst Schuld waren, wenn sie ihre Tochter so sehr "verwöhnt" hatten, dass sie nur in der Trage schlief. Soweit würde es bei uns niemals kommen, deshalb würden wir auch keine Trage brauchen.
Die Tochter würde natürlich in ihrem eigenen Bett schlafen, in das wir sie legen würden und sie würde selig bei dem Klang einer Spieluhr einschlafen.
Die oben genannten Freunde wohnten weiter von uns weg, im näher wohnenden Freundeskreis waren wir die ersten, die ein Baby bekamen. Ein Realitätscheck unserer Vorstellungen war also kaum möglich.
Dann kam unsere Tochter zur Welt. Ein kleines, wunderschönes, zartes Babv. Für uns das schönstge der Baby der Welt. Wie das vermutlich bei allen Eltern dieser Welt der Fall ist.
Aber ihr ahnt es vermutlich schon... Unsere Tochter ist natürlich nicht selig im Bettchen liegend eingeschlafen. Sie war ein ganz ruhiges Baby, so lange sie Körperkontakt hatte. Ging der Körperkontakt verloren, wurde sie ein sehr lautstarkes Baby. Sie ist nur im Arm oder auf uns liegend eingeschlafen. Dass ein schreiendes Baby nicht der richtige Weg sein konnte, war uns klar. So kamen wir recht schnell zu der Erkenntnis, dass eine Trage hilfreich sein könnte, wenn wir nicht unsere komplette Elternzeit auf dem Sofa sitzend verbringen wollten. Nach ein wenig Recherche war klar, dass das Kirschbäumchen in Oberhausen-Rheinhausen unsere Adresse ist, wo wir eine Trage käuflich erwerben wollten. Nach einer wunderbaren Beratung sind wir mit einer Ruckeli und einem Tragetuch vom Girasol und dem Buch "Artgerecht - Das andere Babybuch" von Nicola Schmidt nach Hause gefahren. So ein wenig hatten wir ja schon den Gedanken, dass unser Baby irgendwie komisch sein musste. Es wollte nicht in seinem Bettchen schlafen, es wollte dauernden Körperkontakt, da konnte ja etwas nicht stimmen.
Und dann begann ich zu lesen. Erfuhr viel über unsere Steinzeitbabys, über ihr inneres Programm, dass sie auf gar keinen Fall alleine schlafen wollen, dass Körperkontakt für sie essentiell ist und noch viueles mehr. Plötzlich war für uns klar, dass unser Baby nicht komisch war, sondern, dass wir ein perfektes Baby hatten, das eigentlich alles richtig machte. Dass nicht unser Baby falsch ist, sondern die Welt in der wir leben. Dass unser modernes industrialisiertes Leben nicht zu einem Leben mit Baby und Kindern passt. Dass das Problem, die Erwartungen von außen sind, wie ein Baby zu funktionierern habe: durchschlafen im eigenen Bettchen, nur alle vier Stunden Nahrung wollen usw.
Die vielleicht großartigste Erkenntnis überhaupt aus diesem Buch war: unsere Babys kommen eigentlich zu früh auf die Welt und sind deshalb sehr bedürftig, aber sie kommen auch unglaublich kompetent zur Welt, nur leider hat Welt verlernt diese Kompetenz zu sehen und zu erkennen. Anstatt, dass wir wieder lernen auf die Kompetenzen unserer Babys zu achten, verkauft uns die Industrie immer mehr und immer neue Produkte um die vermeintliche Inkompetenz unserer Babys zu kompensieren.
Nach der Lektüre dieses Buches wwurde unser Familienleben soviel leichter. Klar ist es anstrengend ein Baby den ganzen Tag zu tragen, weil es nur so zur Ruhe kommt. Aber wir waren von dem Gedanken befreit, dass mit unserem Baby etwas nicht stimmt und wir hatten die Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg waren auch wenn das Umfeld oft etwas anderes sagte.
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