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Große Aufregung um die neue WHO Guideline zur Beikost

Im vergangenen Jahr kam die "WHO Guidelinefor complementary feeding of infants and young children 6–23 months of age" heraus. Zunächst geht es in dieser Guideline um die Einführung von Beikost und nicht in erster Linie um die Themen Stillen oder Formulanahrung. Dennoch wurde von vielen Influencern in sozialen Netzwerken verbreitet, dass jetzt sogar die WHO bereits ab 6 Monaten Tiermilch für nicht gestillte Säuglinge empfiehlt. Teilweise waren die Aussagen sogar noch heftiger im Sinne von "Sogar die WHO hat erkannt, dass Formulanahrung schädlich ist" usw.

Deshalb der Reihe nach, was genau besagt diese  Richtlinie überhaupt:

 

1.) Stillen bist zum zweiten Lebensjahr und darüber  hinaus.

2.) Nicht-gestillte Kinder im Alter von 6-11 Monaten sollen Formulanahrung oder Tiermilch bekommen. Kinder im Alter von 12-23 Monaten sollen auf keinen Fall FOLGEMILCH bekommen.

3.) Beikosteinführung mit 180 Tagen (6 Monaten).

4.) Kinder sollen eine vielseitige Beikost bekommen. Tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Fisch, Eier sollen täglich verzehrt werden. Obst und Gemüse soll täglich verzehrt werden. Nüsse, Samen etc. sollen regelmäßig verzehrt werden.

5.) Nahrungsmittle mit viel Zucker, Salz oder Trans-Fetten sollen nicht verzehert werden. Mit Zucker-gesüßte Getränke sollen nicht verzehrt werden. Künstliche Süßstoffe sollen nicht verzehrt werden. Der Konsum von Fruchtsaft (aus 100% Frucht) soll limitiert werden.

6.) Nahrungsergänzungsmittel

7.) Responsive Feeding. Kinder sollen unterstützt werden autonom zu essen. Sie sollen Hilfe erhalten, soweit es ihre physiologischen Bedürfnisse erfordern und es entwicklungsfördernd ist.

 

Davon ist prinzipiell nichts neu. Stillen bis zum zweiten Lebensjahr und darüber hinaus ist bereits lange Konsens. Leider herrscht in Deutschland in den offiziellen Empfehlungen immer noch der Breifahrplan zur Beikosteinführung vor, was faktisch ein Abstillplan ist.

Die Aussage über die nicht-gestillten Kinder stellt für Kinder im Alter von 6-11 Monaten die Tiermilch neben Formulanahrung. Allerdings bezieht sich diese Aussage keineswegs auf alle Kinder dieser Welt. Es ist eine Alternative für nicht-gestillte Kinder in Teilen der Welt, in denen Formulanahrung schwer erhältlich oder nicht unter hygienischen Bedingungen zubereitet werden kann. Daraus folgt aber auch, dass für Kinder in Deutschland, die nicht gestillt werden, PRE-Nahrung auch nach Einführung von Beikost die erste Wahl. Der zweite Absatz über Kinder im Alter von 12-23 Monaten bezieht sich auf FOLGEMILCHEN. Folgemilchen sind immer überflüssig. Sie enthalten häufig zuviele verschiedene Zuckerarten, zuviel Proteine usw. Nutzen für einen Säugling oder ein Kleinkind bringen sie nicht. Sie sind letztlich ein Mittel der Säuglingsnahrungsindustrie um indirekt Werbung für Formulanahrung zu machen. Werbung für Säuglingsanfangsnahrung ist in Deutschland verboten. Die Verpackungen einer PRE-Nahrung und einer Folgemilch sehen in der Regel ziemlich identisch aus. Für die Folgemilch darf im Gegensatz zu PRE-Nahrung Werbung gemacht und Produktproben verteilt werden.

Auch die Hinweise auf Nahrungsmittelvielfalt, sowie Zucker, Zuckerersatzstoffe, gesüßte Getränke und Fruchtsaft sind nicht neu. Eine große Nahrungsmittelvielfalt lässt zumindest in der Beikosteinführung mit Brei oft zu wünschen übrig.

Bemerkenswert ist noch, dass die WHO auf die Förderung autonomen Essens bei der Beikosteinführung hinweist. Leider ist es in unseren Breiten immer noch üblich, dass Beikostanfängern ein autonomes Essen nicht zugetraut wird und man meint, Kinder unter allen Umständen "füttern" zu müssen und oftmals versucht wird jegliche Form der Autonomie zu unterbinden.

Fazit: Lasst euch nicht von reißerischen Social Media Accounts mit vielen Followern verunsichern. Stillen über zwei Jahre oder länger wird ganz klar empfohlen. Für nicht-gestillte Säuglinge ist hier bei uns PRE-Nahrung die erste Wahl. Auf Folgemilchen kann verzichtet werden, sie sind eine reine Werbe- und Geldgeneriermaßnahme der Säuglingsnahrungsindustrie.